Was wir von der Messe mitnehmen

Messen finden so noch nicht wieder statt. In diesem Jahr gab es die Internorga als rein digitales Format. Wir haben uns dies nicht entgehen lassen und gehen mit gemischten Gefühlen aus den Vorträgen und Interviews heraus.. Wir haben uns dies nicht entgehen lassen und gehen mit gemischten Gefühlen aus den Vorträgen und Interviews heraus. Die aktuelle Krise hat die Branche schwer getroffen und dementsprechend ist die Unzufriedenheit natürlich immer wieder zur Sprache gekommen. Für die Gastgewerbe Branche ist auch der „Light Lockdown“ schließlich alles andere als light. Versprochene Unterstützungen werden nur langsam gezahlt und die Branche hilft sich selbst. Unzählige kreative Beispiele aus Individual- und Systemgastronomie führen vor Augen, wie tatkräftig und leidenschaftlich die Unternehmer sich allen Auflagen zum Trotz fast wöchentlich neu erfinden und dabei zusammenstehen. Covid-19 wird uns auch dieses Jahr noch weiter begleiten, wie lange darüber hinaus ist bisher schwer abzuschätzen. Krisen führen uns deutlich vor Augen wo die Fehler im System liegen. Sie zwingen uns umzudenken und fungieren als Katalysator für Trends, die vorher zwar schon da waren, aber nur von einigen Wenigen umfangreich gelebt wurden. Und so nehmen wir einige Thesen und Tendenzen aus der digitalen Internorga Messe mit.

Frau auf Demonstration mit Plant over Profit Pappplakat
Nahaufnahme von vier Bowls mit Lebensmitteln

„Change is driven by Action.“

Auffallend und vielleicht sogar etwas unerwartet lässt sich nach einem Jahr Pandemie ablesen, dass der Megatrend Nachhaltigkeit nach wie vor allgegenwärtig ist. Man hätte erwarten können, dass durch die anhaltende Gefahr einer Virus Infektion die Sicherheit in den absoluten Vordergrund rückt. 2,4 Milliarden Tonnen weniger CO2 Emissionen durch Corona. Nachhaltiges Denken wurde tatsächlich eher gepusht und wenn überhaupt, dann erwarten Konsumenten nun beides zu gleichen Teilen. Das zeigt beispielsweise ein deutlicher Anstieg der Nachfrage von veganen Gerichten bei Lieferdiensten und ebenso die Nachfrage des Verbrauchers nach Mehrweg Lösungen für bestelltes Essen. Ökologische Produkte, nachhaltig UND sicher verpackt. „Wie wir essen und was wir essen“ ist nach Mirko Silz (CEO l Osteria) nach wie vor wie vor „das Wichtigste“. Unternehmen sind heute mehr denn je dazu aufgefordert ökologische und soziale Werte nicht nur zu vermarkten, sondern auch zu leben. So rät Jochen Pinsker (Trendforscher, npdGroup) Gastronomen dazu das neue Mehrweggesetz nicht nur als Kostenpunkt, sondern vor allem als starkes Marketingtool zu sehen und dementsprechend zu nutzen.

David McDowall von Brewdog, einer Craftbeerfirma aus Schottland mit mittlerweile Standorten in 16 Ländern, erklärt im IDFXS Interview, dass sein Unternehmen das Thema Nachhaltigkeit zum zentralen Wert der Marke und Unternehmensstrategie bei Brewdog als USP in der Bierwelt ausgebaut hat. Dies ziehe sich konsequent durch alle Stränge des Unternehmens von Kundenkommunikation, bis hin zu einer 100% plastikfreien Supply Chain in der Lieferantenstruktur. Er glaubt auch, dass ein Großteil der Konsumenten sich in den nächsten fünf Jahren von Unternehmen abwenden wird, die diesen Trend jetzt nicht umsetzen.

Wer nicht liefert ist geliefert.

Weiterhin stark im Fokus stand das Thema Take Away und Delivery.
Homeoffice, Homeschooling und Essen mitnehmen egal wohin ich gehe – der Trend zum Essen bestellen oder abholen wird auch in Zukunft nicht mehr aus unserer Kultur wegzudenken sein, tatsächlich lässt sich hier ein nachhaltiges Wachstum von 20% ablesen. Fraglich ist nach wie vor die Abhängigkeit, in die sich Gastronomen begeben, wenn sie auf den bekannten Lieferplattformen gelistet werden wollen. Die anteiligen Provisionen die zu zahlen sind, seien sogar bedenklich nach Aussage des Bundesverbands für Systemgastronomie.
Die Pandemie hat uns gezwungen Service neu zu denken, dabei sind Ideen entstanden, die wir in Zukunft nicht mehr missen möchten. Das Restaurant muss über den gemieteten Raum hinaus weitergedacht werden – in den Park, das eigene Auto oder nach Hause. Es braucht also Lösungen analog wie digital, welche die Restaurant Experience quasi aus der Küche unendlich und flexibel weiter hinaustragen können.

Uber Eats Fahrer in Großstadt neben Moped
Industrielles Büro mit Wandaufschrift "Punch Today in the Face"
Schulterblick auf Rechner und Smartphone im Cafe

New Work und neue Perspektiven

Gastronomie wird sich dementsprechend zunehmend auch den mobilen Büros annähern. Denn neben dem Homeoffice bildet sich deutlich heraus, dass immer mehr Menschen die Möglichkeiten des Office Sharing nutzen. Das heißt arbeiten in Co-Workingspaces, die man temporär bucht, oder aber zukünftig das Arbeiten aus Bars, Cafés oder Hotellobbys heraus. Sharing Spaces sind längst nicht mehr nur Büro und Konferenzräume, sondern darüber hinaus Treffpunkt für verschiedene Branchen und Orte zum Netzwerken. Hier wird in Zukunft ein gastronomisches oder Self-Service Konzept von der aktuellen Luxusergänzung zur absoluten Selbstverständlichkeit werden.

Die Türen der Restaurants bleiben zunächst weiterhin geschlossen, aber die Branche entwickelt sich dahinter weiter. Wir fiebern der Rückkehr der Gastronomie entgegen und freuen uns gemeinsam mit unseren Kunden das „New Normal“ zu gestalten.